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Soho House verschwindet von der Börse: 2,7-Milliarden-Deal bringt Ashton Kutcher ins Board und MCR Hotels an die Macht – ein Hintergrund

Der Luxus-Memberclub Soho House kehrt nach nur drei Jahren auf dem Börsenparkett in private Hände zurück – und das mit einem Deal, der aufhorchen lässt. Die MCR Hotels-Gruppe übernimmt den exklusiven Club der Kreativen für 2,7 Milliarden Dollar.

Der Luxus-Memberclub Soho House kehrt nach nur drei Jahren auf dem Börsenparkett in private Hände zurück – und das mit einem Deal, der aufhorchen lässt. Die MCR Hotels-Gruppe übernimmt den exklusiven Club der Kreativen für 2,7 Milliarden Dollar. Für Aktionäre bedeutet das 9 Dollar pro Anteil – satte 83 Prozent mehr als noch im Dezember. Doch hinter den Kulissen spielen sich noch spannendere Entwicklungen ab: Hollywood-Star Ashton Kutcher steigt als Tech-Investor ein, Apollo steuert 700 Millionen bei, und die Machtverhältnisse werden neu justiert. Ein Deal mit Signalwirkung für den Luxus-Hospitality-Sektor.

Der Luxus-Deal im Detail: Wie 2,7 Milliarden Dollar den Markt bewegen

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 9 Dollar pro Aktie zahlt MCR für Soho House – ein Aufschlag von 83 Prozent gegenüber dem Dezember-Kurs und immer noch 17,8 Prozent mehr als der letzte Schlusskurs von 7,64 Dollar. Für viele Investoren, die seit dem Börsengang 2021 Geduld bewiesen haben, kommt dieser Exit wie gerufen. Wer damals 1.000 Dollar investierte, hatte zuletzt nur noch Anteile im Wert von knapp 700 Dollar in der Bilanz.

Die Finanzierung des Mega-Deals steht auf mehreren Säulen: Apollo Global Management stellt über 700 Millionen Dollar in Form von Eigen- und Fremdkapital bereit. Ein Teil dieser Summe fließt direkt in die Refinanzierung bestehender Anleihen. Goldman Sachs Alternatives überträgt nicht nur den Großteil seiner bestehenden Anteile, sondern steuert auch frisches Kapital bei – ein klares Vertrauensvotum für die Zukunft des Luxus-Clubs unter privater Führung.

Bemerkenswert ist auch die Kontinuität in der Eigentümerstruktur: Executive Chairman Ron Burkle und seine Yucaipa Companies behalten die Mehrheitskontrolle. Zusammen mit Gründer Nick Jones halten sie weiterhin rund drei Viertel des Unternehmens – ein Signal, dass die DNA von Soho House trotz der Übernahme gewahrt bleiben soll.

Ashton Kutcher: Vom Hollywood-Star zum Tech-Investor im Soho House Board

Die vielleicht überraschendste Personalie des Deals ist Ashton Kutcher. Der Schauspieler, der längst zu einem der erfolgreichsten Celebrity-Investoren im Tech-Bereich avanciert ist, steigt nicht nur als Investor ein, sondern wird nach Abschluss der Transaktion auch dem Board of Directors beitreten. Kutcher hat mit seiner Investmentfirma A-Grade Investments und später Sound Ventures früh in Unternehmen wie Airbnb, Uber und Spotify investiert. Seine Beteiligung signalisiert ein klares Interesse, die digitale Transformation von Soho House voranzutreiben und neue Technologien in das Membership-Erlebnis zu integrieren.

Vom Börsen-Flop zum Private-Equity-Juwel: Die turbulente Geschichte von Soho House an der Wall Street

Der Weg von Soho House an der Börse war alles andere als ein Triumphzug. Als Membership Collective Group Inc. sammelte das Unternehmen 2021 zwar 420 Millionen Dollar ein, doch der Ausgabepreis von 14 Dollar pro Aktie markierte bereits das untere Ende der angestrebten Spanne. Was folgte, war ein klassischer Fehlstart: Am ersten Handelstag verlor die Aktie fast 10 Prozent.

In den folgenden Jahren setzte sich der Abwärtstrend fort. Seit dem Börsengang büßte Soho House fast die Hälfte seines Wertes ein, da die hohen Expansionskosten die Gewinne kontinuierlich belasteten. Das exklusive Membership-Modell, das in der realen Welt für Wartelisten und Begehrlichkeiten sorgt, konnte an der Wall Street nie richtig punkten.

Die jüngsten Quartalszahlen zeigten jedoch eine Trendwende: Soho House verzeichnete seinen dritten aufeinanderfolgenden Quartalsgewinn. Die Mitgliedschaftserlöse stiegen im zweiten Quartal 2025 um beachtliche 15,9 Prozent auf 118,6 Millionen Dollar, während der Gesamtumsatz um fast 9 Prozent auf rund 330 Millionen Dollar wuchs.

Diese positive Entwicklung kam für den Börsenabschied genau richtig – und macht den Zeitpunkt der Übernahme für MCR strategisch klug gewählt. Der Deal ermöglicht es Soho House, sich ohne den Druck der Quartalsberichterstattung auf langfristiges Wachstum zu konzentrieren.

MCR Hotels: Der diskrete Gigant hinter dem Soho House Deal

Für viele mag MCR Hotels ein unbekannter Name sein – doch in der Branche hat sich das Unternehmen längst einen Namen gemacht. Als drittgrößter Hotelbesitzer und -betreiber in den USA verwaltet MCR ein beeindruckendes Portfolio im Wert von 5 Milliarden Dollar, das 150 Hotels mit über 25.000 Gästezimmern in 37 US-Bundesstaaten umfasst.

Hinter MCR steht Tyler Morse, ein Harvard-Business-School-Absolvent mit beeindruckendem Werdegang. Er startete seine Karriere bei Ernst & Young und Morgan Stanley, bevor er als Assistent von Starwood-Hotels-CEO Barry Sternlicht wertvolle Einblicke in die Luxushotellerie sammelte. 2006 gründete er MCR Hotels und baute noch im selben Jahr sein erstes Hotel.

Prominente Immobilien und strategische Expansion: Die MCR-Erfolgsformel

Das Portfolio von MCR liest sich wie ein Who’s Who der ikonischen Hospitality-Adressen. Zu den Perlen gehören das TWA Hotel am JFK Airport – ein meisterhaftes Beispiel für die Transformation eines historischen Terminals in ein Lifestyle-Hotel – sowie The High Line Hotel und das Gramercy Park Hotel in New York. Mit dem BT Tower in London hat MCR zudem bereits einen Fuß in der Stadt, in der Soho House 1995 seinen Anfang nahm.

Besonders interessant ist MCRs Expansion in den Bereich der Hospitality-Software mit Assets wie Stayntouch und Optii. Diese digitale Kompetenz könnte für Soho House zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden, um das Membership-Erlebnis durch innovative Technologien zu verbessern.

Nach Abschluss der Transaktion wird Tyler Morse dem Board of Directors von Soho House als Vice Chairman beitreten – ein klares Zeichen, dass MCR nicht nur finanziell, sondern auch strategisch eng mit dem Luxus-Club verwoben sein wird.

Der Machtkampf hinter den Kulissen: Wie Dan Loeb den Deal beeinflusste

Der Weg zum aktuellen 2,7-Milliarden-Deal war keineswegs geradlinig. Anfang 2025 sorgte der Aktivist-Investor Dan S. Loeb für Aufsehen in der Finanzwelt. Sein Hedgefonds Third Point erwarb eine 9,9-prozentige Beteiligung an Soho House und stellte einen früheren 1,7-Milliarden-Dollar-Privatisierungsplan von Ron Burkle öffentlich in Frage.

In einem Brief an den Vorstand kritisierte Loeb den geplanten Buyout als „Sweetheart Deal“ und warf Burkle „offensichtliche Interessenskonflikte und ungebührlichen Einfluss auf den Vorstand über seine Super-Voting-Aktienklasse“ vor. Der Hedgefonds-Manager bestand auf einem unabhängigen und rigorosen Verkaufsprozess, der seiner Meinung nach mehrere interessierte und qualifizierte Parteien mit Erfahrung im Hospitality-Sektor anziehen würde.

Loebs Intervention hat sich offenbar ausgezahlt: Der aktuelle Deal bewertet Soho House mit einer Milliarde Dollar mehr als der ursprüngliche Plan. Für Aktionäre bedeutet das einen deutlich höheren Verkaufspreis – ein klassisches Beispiel dafür, wie aktivistische Investoren Shareholder Value schaffen können.

Globale Expansion und exklusives Membership-Modell: Die Soho House DNA

Soho House ist längst mehr als nur ein exklusiver Club. Mit 46 Häusern weltweit, 8 Soho Works Co-Working-Spaces, den Scorpios Beach Clubs in Mykonos und Bodrum, der Soho Home-Kollektion und verschiedenen digitalen Kanälen hat sich das Unternehmen zu einer globalen Lifestyle-Marke entwickelt.

Anders als traditionelle, geschäftsorientierte Clubs kultiviert Soho House seit seiner Gründung 1995 in London eine entspannte, kreative Atmosphäre. Diese Positionierung hat eine loyale Mitgliederbasis angezogen, die bereit ist, für den Zugang zu den exklusiven Locations zu zahlen.

Die Herausforderung für Soho House liegt in der Balance zwischen exklusivem Wachstum und der Bewahrung des besonderen Club-Charakters. Unter privater Führung und mit der operativen Expertise von MCR könnte diese Gratwanderung nun leichter gelingen.

Strategische Neuausrichtung: Was die Privatisierung für die Zukunft von Soho House bedeutet

Mit dem Rückzug von der Börse eröffnen sich für Soho House neue strategische Möglichkeiten. Tyler Morse hat die Vision klar formuliert: „MCRs Investition in Soho House stellt eine strategische Gelegenheit dar, unsere operative Expertise mit einer der markantesten Marken im Gastgewerbe zu kombinieren. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Mitgliedererfahrung zu schützen, nachhaltiges internationales Wachstum für House-Mitglieder voranzutreiben und die kulturelle und kreative Grundlage zu schützen und zu erweitern, die Soho House zu einem globalen Branchenführer gemacht hat.“

Die Privatisierung befreit Soho House vom Druck der Quartalsberichterstattung und ermöglicht dem Management, langfristige Strategien zu verfolgen. Gleichzeitig bringt MCR wertvolle operative Expertise ein, die helfen könnte, die Profitabilität zu verbessern, ohne das einzigartige Erlebnis zu verwässern.

Mit Neil Thomson, der Thomas Allen als Chief Financial Officer ablöst, kommt zudem ein erfahrener Hospitality-Experte an Bord. Diese personelle Veränderung unterstreicht den Fokus auf finanzielle Disziplin und nachhaltiges Wachstum.

Zeitplan und nächste Schritte: Wann der Deal über die Bühne geht

Der Fahrplan für die Transaktion steht: Bis Ende 2025 soll der Deal abgeschlossen sein, vorbehaltlich regulatorischer Genehmigungen und anderer Abschlussbedingungen. Nach dem erfolgreichen Abschluss werden die Stammaktien von SHCO den Handel an der New York Stock Exchange einstellen – und Soho House wird in eine neue Ära als Privatunternehmen starten.

Für bestehende Mitglieder dürfte sich zunächst wenig ändern, da sowohl MCR als auch die bestehenden Haupteigentümer großen Wert auf die Kontinuität des Membership-Erlebnisses legen. Langfristig könnten jedoch Synergien zwischen MCRs Hotelportfolio und den Soho Houses zu neuen Angeboten und Standorten führen.

Was der Soho House Deal für den Luxus-Hospitality-Sektor bedeutet

Die Privatisierung von Soho House ist mehr als nur ein isolierter Deal – sie sendet Signale an den gesamten Luxus-Hospitality-Sektor. Erstens zeigt die Transaktion, dass trotz makroökonomischer Unsicherheiten weiterhin erhebliches Kapital für Premium-Marken mit loyaler Kundenbasis verfügbar ist. Zweitens unterstreicht der Deal den Trend zur Konsolidierung in der Branche, bei der strategische Käufer mit operativer Expertise zunehmend die Führung übernehmen.

Für andere börsennotierte Hospitality-Unternehmen könnte Soho House als Blaupause dienen. Die Herausforderungen, die das Unternehmen an der Wall Street erlebte, sind nicht einzigartig – viele Luxus- und Lifestyle-Marken kämpfen damit, ihre langfristigen Wachstumsstrategien mit den kurzfristigen Erwartungen der Aktienmärkte in Einklang zu bringen.

Luxus im Privatbesitz: Warum die besten Erlebnisse nicht an der Börse gehandelt werden

Der Rückzug von Soho House von der Börse reiht sich ein in eine wachsende Liste von Luxusmarken, die als Privatunternehmen besser gedeihen. Fernab vom Quartalsdruck können sie authentischer agieren, langfristige Visionen verfolgen und das tun, was sie am besten können: außergewöhnliche Erlebnisse schaffen.

Die Kombination aus MCRs operativer Expertise, Ashton Kutchers Tech-Visionen und dem bewährten Soho House-Konzept verspricht eine spannende Zukunft. Für die Mitglieder bedeutet das: Der exklusive Club könnte noch exklusiver werden – mit besseren Services, innovativeren Angeboten und einer noch stärkeren globalen Präsenz.

axios.com – Soho House to be acquired for $2.7 billion

businesswire.com – Soho House & Co Inc. Signs Definitive Take-Private Agreement

cnbc.com – Soho House to go private in $2.7 billion deal, Ashton Kutcher to join board

invezz.com – Soho House to go private in $2.7B deal led by MCR Hotels

skift.com – Billionaire Face-Off: Loeb Battles Burkle Over Soho House Deal

cnbc.com – Third Point pushes back on a pitch to take Soho House private

hotelmanagement.net – MCR Hotels to take Soho House private in $2.7B deal

(c) Foto: SoHo House

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