Während US-Unternehmen seit Jahren problemlos Rendite auf ihre Barreserven erzielen, verschenken europäische Firmen Milliarden an ungenutzten Zinserträgen. Das Pariser Fintech Spiko will diese Kluft mit frischem Kapital und tokenisierten Geldmarktfonds schließen. Mit der jetzt gesicherten Series A-Finanzierung von $22 Millionen stürmt das Startup in einen Markt, in dem sage und schreibe $25 Billionen an europäischen Unternehmensgeldern brachliegen.
Tokenisierte Geldmarktfonds als Game-Changer
Spikos Innovation? Als erstes europäisches Fintech bietet das Unternehmen tokenisierte Geldmarktfonds an, die auf Ethereum, Arbitrum und Polygon basieren. Statt Unternehmensgelder auf Bankkonten mit minimaler Verzinsung parken zu müssen, können selbst kleinere Firmen ab sofort täglich Zinsen auf ihre Liquiditätsreserven erhalten – ohne Sperrfristen und mit sofortiger Verfügbarkeit.
Die zugrundeliegenden Assets sind dabei keine spekulativen Krypto-Werte, sondern solide Treasury Bills – kurzfristige Schuldtitel von Eurozone-Regierungen oder dem US-Finanzministerium, die als praktisch risikofrei gelten. „In Europa herrscht der Irrglaube, dass Geld nur dann Zinsen bringt, wenn man es wegsperrt oder Risiken eingeht. Solange die Zentralbankzinsen über null liegen, verschenken europäische Unternehmen Renditen, die US-Wettbewerber routinemäßig erhalten“, erklärt Mitgründer Paul-Adrien Hyppolite.
Beeindruckendes Wachstum ohne aktiven Vertrieb
Die Zahlen sprechen für sich: Obwohl erst 2023 gegründet, verwaltet Spiko bereits über $400 Millionen an Assets under Management (AUM) und hat mehr als $900 Millionen an Arbeitskapital von über 1.000 Unternehmen verarbeitet. Besonders bemerkenswert: Dieses Wachstum wurde vollständig organisch erzielt, ohne dedizierte Vertriebsanstrengungen. Bis Ende des Jahres peilt das Fintech die Marke von $1 Milliarde AUM an – ein klares Signal, dass der Markt nach dieser Lösung lechzt.
Hochkarätiges Investorenkonsortium setzt auf Blockchain-Innovation
Die frische Finanzierungsrunde wird von Index Ventures angeführt, mit Beteiligung von White Star Capital, Frst, Rerail, Bpifrance und Blockwall. Besonders spannend: Zu den Angel-Investoren zählen echte Fintech-Schwergewichte wie Revolut-Mitgründer Nikolay Storonsky, Kyriba-Gründer Jean-Luc Robert und Wise-CTO Harsh Sinha.
„Spiko erschließt eine riesige Chance im Treasury-Management und nutzt seine tokenisierte Fondsinfrastruktur, um durch innovative Distribution neue Liquiditätspools zu erschließen“, begründet Julia Andre, Partnerin bei Index Ventures, das Investment.
Die Blockchain-Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle: Als Transfer Agent auf einem Blockchain-Ledger eliminiert Spiko Zwischenhändler, senkt Kosten und ermöglicht bargeldäquivalente Transfers rund um die Uhr weltweit – ein echter Wettbewerbsvorteil.
Von Regierungsberatern zu Fintech-Pionieren
Hinter Spiko stehen zwei ehemalige französische Regierungsberater: Paul-Adrien Hyppolite, zuvor stellvertretender Leiter der Finanzmarktabteilung im französischen Finanzministerium, und Antoine Michon, der als Ministerialberater für die digitale Transformation öffentlicher Dienstleistungen tätig war. Mit ihrem Hintergrund aus Verwaltung, Technologie und Finanzen bringen sie genau die Expertise mit, die für die Revolutionierung des europäischen Liquiditätsmanagements nötig ist.
Trotz ihrer ambitionierten Vision ist das Team mit neun Mitarbeitern noch bemerkenswert schlank – ein weiterer Beleg für die Effizienz ihres Geschäftsmodells.
Wie Spiko den Markt aufrollt
Mit einer Mindestinvestition von nur 1.000 Euro oder Dollar macht Spiko hocheffizientes Cash-Management für Unternehmen jeder Größe zugänglich. Der Clou: Das Unternehmen verlangt lediglich 0,25% jährliche Verwaltungsgebühr auf eingezahlte Mittel – ein Bruchteil dessen, was durch entgangene Zinsen auf Bankkonten verloren geht.
Bereits jetzt hat Spiko Partnerschaften mit Fygr und Memo Bank unterzeichnet, um sein Produkt deren Kunden anzubieten. Die Series A-Finanzierung wird nun die Go-to-Market-Strategie beschleunigen, mit Investitionen in Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung.
Europas Cashflow-Revolution hat begonnen
Während BlackRock und andere Finanzgiganten erst langsam in den Markt für tokenisierte Fonds einsteigen, hat Spiko bereits einen Vorsprung von mehreren Monaten. Mit AMF-genehmigten Fonds, die von Twenty First Capital verwaltet und von CACEIS (einer Tochtergesellschaft der Crédit Agricole) verwahrt werden, bietet das Startup regulatorische Sicherheit kombiniert mit technologischer Innovation.
Für europäische Unternehmen bedeutet dies: Die Zeit der brachliegenden Barreserven ist vorbei. Wer sein Working Capital optimieren will, kann nun endlich vom US-Modell profitieren – und das mit der Sicherheit europäischer Regulierung.
tech.eu – Spiko secures $22M Series A to bring US-style cash optimisation to Europe
theblock.co – Spiko raises $22 million in Series A funding round to scale tokenized money market funds
sifted.eu – Index Ventures and Revolut’s Storonsky back fintech Spiko in $22m raise
indexventures.com – Spiko raises $22m to democratize access to treasury yields