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Spotify und Netflix verbünden sich: Wie der Video-Podcast-Deal den Streaming-Markt neu sortiert

Spotify mit neuen Werbemöglichkeiten über KI, Audio und Video

Zwei Streaming-Giganten schmieden eine bahnbrechende Allianz, die den digitalen Medienmarkt grundlegend verändern wird. Spotify und Netflix haben einen wegweisenden Deal für 2026 angekündigt, der die Grenzen zwischen Podcast- und Video-Streaming verwischt. Über ein Dutzend populäre Video-Podcasts von Spotify Studios und The Ringer werden künftig auf Netflix verfügbar sein – ein strategischer Schachzug, der YouTube direkt herausfordert und die Karten im Streaming-Universum neu mischt.

Strategischer Machtwechsel im Video-Podcast-Markt

Der Deal markiert einen Frontalangriff auf YouTubes Dominanz im Video-Podcast-Segment. Mit aktuell 81% Marktanteil beherrscht die Google-Tochter das Feld, während Spotify bisher nur auf 12% kommt. Netflix hingegen kämpft mit YouTube um die TV-Bildschirmzeit – zusammen machen beide Plattformen bereits 20% aller US-Fernsehzuschauer aus, wobei YouTube mit 12,5% knapp vor Netflix (7,5%) liegt.

Die Partnerschaft ist für beide Unternehmen ein cleverer Schachzug. Spotify gewinnt Zugang zu Netflix‘ globalem Publikum und kann seine Video-Inhalte von YouTube abziehen. Netflix wiederum erweitert sein Content-Portfolio ohne teure Eigenproduktionen und positioniert sich im boomenden Podcast-Segment.

Premium-Content als Zugpferd der Kooperation

Im Zentrum des Deals stehen 16 hochkarätige Spotify-Shows aus den Bereichen Sport, Kultur und True Crime. Darunter befinden sich Publikumsmagneten wie „The Bill Simmons Podcast“, „The Rewatchables“ und „The Ringer NBA Show“. Diese Inhalte stammen hauptsächlich von The Ringer, dem Medienunternehmen, das Spotify 2020 für bis zu 250 Millionen Dollar erworben hat. Bill Simmons, der Gründer von The Ringer, unterzeichnete erst im März 2025 einen lukrativen neuen Vertrag mit Spotify und fungiert dort als Head of Talk Strategy – eine Position, die nun durch den Netflix-Deal zusätzlich an Bedeutung gewinnt.

Wachstumsmarkt Video-Podcasts

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Video-Podcasts erleben aktuell einen beispiellosen Boom. Auf Spotify wächst der Video-Konsum 20-mal schneller als reines Audio-Streaming, und mehr als 350 Millionen Nutzer haben bereits Videos auf der Plattform gestreamt – ein Anstieg von 65% im Jahresvergleich.

Der Marktanteil von Video-Podcasts hat sich seit 2020 verdoppelt. Lag er damals bei 18% aller Podcast-Inhalte, macht er 2025 bereits 36% aus.

Besonders aufschlussreich: 41% der US-Podcast-Hörer bevorzugen inzwischen Video-basierte Formate. Diese Entwicklung unterstreicht, wie sehr sich die Grenzen zwischen klassischen Podcasts und Talk-Shows zunehmend auflösen.

Spotify hat diesen Trend früh erkannt und massiv in den Bereich investiert. Allein im ersten Quartal 2025 zahlte das Unternehmen über 100 Millionen Dollar an Podcast-Publisher und Podcaster weltweit aus.

Strategische Vorteile für beide Partner

Für Spotify bedeutet der Deal eine signifikante Erweiterung seiner Distributionskanäle und potenziell neue Monetarisierungsmöglichkeiten. „Diese Partnerschaft markiert ein neues Kapitel für das Podcasting“, erklärt Roman Wasenmüller, VP und Head of Podcasts bei Spotify. „Zusammen mit Netflix erweitern wir die Entdeckung, helfen Kreativen, neue Zielgruppen zu erreichen und geben Fans auf der ganzen Welt die Chance, die Geschichten zu erleben, die sie lieben.“

Netflix hingegen diversifiziert sein Content-Angebot in einem hart umkämpften Streaming-Markt. Lauren Smith, Netflix VP of Content Licensing and Programming Strategy, betont: „Bei Netflix suchen wir immer nach neuen Wegen, unsere Mitglieder zu unterhalten, wo und wie auch immer sie schauen möchten.“

Die neue Streaming-Landschaft gestalten

Der Deal zwischen Spotify und Netflix könnte eine Kettenreaktion auslösen. Andere Streaming-Dienste und Content-Produzenten werden wahrscheinlich ähnliche Partnerschaften eingehen, um im zunehmend fragmentierten Medienmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Bereits jetzt hat Amazon die Video-Unterstützung verstärkt und kürzlich Jason und Travis Kelces „New Heights“ Podcast zu Prime Video in den USA hinzugefügt.

Was wir hier beobachten, ist nicht weniger als eine fundamentale Neuordnung der digitalen Medienlandschaft, bei der die Grenzen zwischen verschiedenen Content-Formaten und Plattformen zunehmend verschwimmen. Die Gewinner dieser Entwicklung werden jene Unternehmen sein, die durch strategische Allianzen ihre Stärken bündeln und neue, innovative Wege finden, um Inhalte zu monetarisieren.

Die Zukunft gehört den Plattform-Allianzen

Die Spotify-Netflix-Partnerschaft zeigt exemplarisch, wie im digitalen Zeitalter auch scheinbare Konkurrenten durch clevere Zusammenarbeit neue Wachstumspotenziale erschließen können. Statt in einem Nullsummenspiel zu konkurrieren, schaffen beide Unternehmen durch ihre Kooperation einen Mehrwert, der ohne den jeweils anderen nicht möglich wäre.

Für Content-Creator und Medienhäuser bedeutet diese Entwicklung neue Chancen, aber auch die Notwendigkeit, ihre Distributionsstrategien zu überdenken. Die Exklusivität von Inhalten wird zunehmend durch strategische Plattform-Partnerschaften ersetzt, die eine breitere Reichweite und diversifizierte Einnahmequellen versprechen.

newsroom.spotify.com – Spotify Studios and The Ringer Video Podcasts Are Coming to Netflix

deadline.com – Netflix To Stream Spotify Video Podcasts In 2026

variety.com – Netflix to Stream Selection of Spotify Video Podcasts Starting in 2026

techcrunch.com – Spotify partners with Netflix for video podcast distribution deal

About the author

Bild von Nico Wirtz

Nico Wirtz

Der gelernte TV-Journalist hat Nachrichten und Dokumentationen gemacht, ebenso wie Talk und Entertainment für ProSieben, Kabeleins und TELE5 - am Ende ist es immer die gute Geschichte, die zählt. Emotionales Storytelling zieht sich durch sein ganzes Leben - ob als Journalist, PR- und Kommunikations-Profi, der für große Marken, wie BOGNER, L'Oréal oder Panthene an Kampagnen mitgewirkt hat, oder hier bei MARES als Chefredakteur.
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