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Stablecoin-Schock: Ein Zahlendreher bei Paxos erschuf 300 Billionen Dollar – und zeigt die Schwachstellen digitaler Währungen auf

Paxos

Ein Zahlendreher bei Stablecoin-Anbieter Paxos hat kurzzeitig mehr digitales Geld erschaffen, als die gesamte Weltwirtschaft wert ist. Der spektakuläre Vorfall zeigt, wie anfällig die Infrastruktur digitaler Währungen trotz aller Sicherheitsvorkehrungen sein kann – und welche Mechanismen greifen, wenn es zum Ernstfall kommt. Die Krypto-Welt reagierte mit einer Mischung aus Humor und ernsthafter Besorgnis.

Der 300-Billionen-Dollar-Fehler: Was genau passierte?

Bei einer internen Transaktion unterlief dem Stablecoin-Emittenten Paxos am 15. Oktober um 21:12 Uhr MEZ ein folgenschwerer Fehler: Statt der geplanten 300 Millionen Dollar wurden durch sechs zusätzliche Nullen plötzlich 300 Billionen Dollar des PayPal-Stablecoins PYUSD generiert. Ein Betrag, der nicht nur die gesamte im Umlauf befindliche US-Dollar-Menge von 2,4 Billionen, sondern auch die globale Wirtschaftsleistung von 117 Billionen Dollar um ein Vielfaches überstieg.

Die Blockchain lügt nicht: Auf Etherscan, der Transaktionsübersicht der Ethereum-Blockchain, wurde der Vorgang transparent dokumentiert. Nach nur 22 Minuten reagierte Paxos und „verbrannte“ die überschüssigen Token durch Versenden an eine nicht zugreifbare Wallet-Adresse – ein Mechanismus, der Token dauerhaft aus dem Verkehr zieht.

Sicherheitsmechanismen im Stresstest

Der Vorfall zeigt eindrucksvoll, wie die automatisierten Sicherheitssysteme im Krypto-Ökosystem funktionieren. Trotz des enormen Betrags blieb der Markt stabil. Die dezentrale Lending-Plattform Aave reagierte proaktiv und fror temporär alle PYUSD-Märkte ein, um potenzielle Manipulationen zu verhindern. Selbst der Kurs des betroffenen Stablecoins schwankte nur minimal um 0,5 Prozent, bevor er zur Dollar-Parität zurückkehrte – ein Beweis für die Resilienz gut konzipierter Krypto-Infrastruktur.

Vertrauen auf dem Prüfstand: Was bedeutet der Vorfall für Stablecoins?

„Sicherlich kein gutes Zeichen, wenn bei der Ausgabe von Stablecoins die Dezimalstellen falsch gesetzt werden und keine Verfahren existieren, um das frühzeitig zu erkennen“, kommentierte Martin Köppelmann, CEO der Krypto-Wallet Gnosis, auf X. Seine Kritik trifft einen wunden Punkt.

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Balance zwischen Innovation und Risikomanagement in der Krypto-Branche. Paxos gilt als einer der seriösesten Akteure im Markt, untersteht der New Yorker Finanzaufsicht und bemüht sich aktuell um eine nationale Banklizenz unter dem kürzlich verabschiedeten GENIUS Act.

Für institutionelle Anleger und Unternehmen, die Stablecoins als Brücke zwischen traditionellem und digitalem Finanzsystem nutzen, ist Vertrauen in die Infrastruktur entscheidend. Der schnelle und transparente Umgang mit dem Fehler könnte langfristig sogar vertrauensbildend wirken.

Historisches Déjà-vu: Nicht der erste „Fat Finger“-Fehler

Interessanterweise ist dies nicht der erste „Fat Finger“-Fehler in der Krypto-Geschichte. 2019 generierte Tether, der größte Stablecoin-Anbieter, versehentlich 5 Milliarden USDT. Im Mai 2021 schrieb BlockFi Nutzern irrtümlich große Bitcoin-Beträge gut. Und im Dezember 2022 führte ein Upgrade-Fehler bei DeversiFi zu einer Ethereum-Gas-Zahlung von 23,7 Millionen Dollar.

Diese Vorfälle zeigen ein Muster: Selbst bei etablierten Anbietern können menschliche Fehler oder Softwareprobleme zu erheblichen Fehlern führen.

Die Zukunftsperspektive: Bessere Kontrollen und Regulierung

Der Paxos-Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit mehrschichtiger Sicherheits- und Prüfmechanismen. Während die Blockchain-Technologie selbst robust ist, sind die menschlichen Prozesse und Schnittstellen weiterhin anfällig.

Für Unternehmen, die mit Stablecoins arbeiten, bedeutet dies: Achtet auf Anbieter mit transparenten Prozessen, regulatorischer Aufsicht und nachweislich funktionierenden Notfallmechanismen. Die Entwicklung zeigt, dass der Markt trotz solcher Pannen zunehmend reifer wird.

Der Wert echter Sicherheit

Der 300-Billionen-Dollar-Fehler mag auf den ersten Blick beunruhigend wirken, zeigt aber auch die Stärke gut implementierter Blockchain-Systeme. Die Transparenz der Technologie ermöglichte die sofortige Erkennung, und die eingebauten Korrekturmechanismen funktionierten wie vorgesehen. Für Unternehmen, die auf digitale Währungen setzen, bedeutet dies: Wählt eure Partner sorgfältig, prüft deren Sicherheitsarchitektur und verfolgt deren regulatorischen Status.

Die nächste Generation digitaler Währungen – ob privatwirtschaftliche Stablecoins oder staatliche CBDCs – wird aus solchen Vorfällen lernen und robustere Systeme entwickeln. Der Weg zur digitalen Finanzinfrastruktur der Zukunft führt nicht an Stablecoins vorbei – aber an besseren Kontrollmechanismen.

blick.ch – Panne bei Krypto-Währung: US-Firma produziert aus Versehen 300 Billionen Dollar

coindesk.com – Paxos Fat-Fingers $300T of PayPal Stablecoin, Outpacing USD’s $2.4T Supply

cryptonews.com – Paxos Accidentally Minted $300 Trillion of PayPal’s Stablecoin

decrypt.co – Printing Money: Paxos Mints, Then Burns $300 Trillion in PayPal Stablecoins

About the author

Bild von Hardy Eberle

Hardy Eberle

Hardy Eberle kennt das Spiel – und zwar seit über 20 Jahren. Als Marketingprofi aus der iGaming-Welt hat er internationale Marken groß gemacht, Web3-Projekte aufs nächste Level gebracht und mehr als einmal bewiesen, wie man aus Ideen echten Impact macht. Heute taucht er tief in die Welt von Krypto und Blockchain ein – mit klarem Blick, spitzer Zunge und einem Radar für Trends, lange bevor sie Mainstream werden.
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