Während Kaffeeliebhaber noch ihre Bestellungen aussprechen, arbeitet Starbucks bereits an einer Zukunft, in der die KI eure Wünsche vorhersagen kann. CEO Brian Niccol hat auf der Dreamforce-Konferenz von Salesforce einen „geheimen KI-Barista“ enthüllt, der das Kundenerlebnis revolutionieren soll. Der Kaffeeriese experimentiert intensiv mit künstlicher Intelligenz – und die ersten Ergebnisse zeigen: Die digitale Transformation geht weit über das bloße Aufschäumen von Milch hinaus.
Green Dot Assist: Der virtuelle Barista-Begleiter
Das Herzstück der KI-Offensive ist ein System namens „Green Dot Assist“ – ein virtueller Assistent, der Baristas in Echtzeit unterstützt. Anstatt in Handbüchern zu blättern oder nach Antworten zu suchen, können Mitarbeiter über iPads im Geschäft Fragen stellen und sofortige Hilfe erhalten. Die von Microsoft Azure betriebene Technologie wird aktuell in 35 Starbucks-Filialen getestet, mit einer breiteren Einführung in den USA und Kanada im Geschäftsjahr 2026.
Benötigt ein Barista beispielsweise eine schnelle Erinnerung an die Zutaten für ein saisonales Getränk, liefert Green Dot die Anleitung in Sekunden. Die KI-Lösung kann sogar bei der Behebung von Geräteausfällen helfen oder Rezepte für spezielle Getränke bereitstellen – alles per Texteingabe oder Sprachbefehl. Zukünftige Updates werden noch weiter gehen: Die automatische Kontaktaufnahme mit dem technischen Support bei Geräteproblemen oder sogar Vorschläge für Personalersatz, wenn ein Mitarbeiter sich krankmelden muss.
Smart Q: Das Ende des Bestellchaos
Parallel dazu arbeitet Starbucks mit einem System namens „Smart Q“, das das operative „Chaos“ beseitigt, wenn Bestellungen aus vier verschiedenen Kanälen eintreffen: Drive-thru, Lieferung, mobile Bestellabholung und Theke. Diese Technologie glättet Engpässe, indem sie die richtige Bestellung zur optimalen Zeit priorisiert – mit dem Ziel, Getränke in unter vier Minuten für Café- oder Drive-thru-Kunden zu liefern und pünktlich für mobile Bestellungen bereitzustellen. Die Kombination aus KI-gestützter Priorisierung und intelligenter Ressourcenzuteilung transformiert die gesamte Produktionskette vom Bestelleingang bis zur Übergabe.
Die Zukunftsvision: Wenn die App eure Wünsche kennt
Niccol identifizierte die Starbucks-App als Hauptfokus für zukünftige KI-Integration – mit dem Potenzial, Kundenbestellungen vorherzusagen. „Ich denke, es gibt eine echte Gelegenheit in der App für Sprachbestellungen. Ich denke auch, es gibt eine echte Gelegenheit, mehr zu antizipieren, was wir wissen, dass ihr bestellen werdet“, erklärte der CEO.
Die Vision geht weit über Komfort hinaus: Ein Kunde könnte einfach ins Telefon sprechen: „Hey, ich brauche meine Starbucks-Bestellung, ich bin in 10 Minuten da“ – und das Getränk wäre bei der Ankunft fertig. Diese nahtlose Integration von Sprachtechnologie, Bestellvorhersage und präziser Zubereitung würde die Kundenerfahrung fundamental verändern.
Technisch baut Starbucks auf seiner proprietären KI-Plattform Deep Brew auf, die bereits heute Kundenbedürfnisse vorhersagt und zeitnahe Empfehlungen liefert. Die KI-gesteuerte Personalisierungs-Engine integriert sich auch mit Sprachassistenten wie Alexa und Siri – ein Vorgeschmack auf die vollständig sprachgesteuerte Zukunft des Kaffeebestellens.
Niccols „Back to Starbucks“-Strategie
Die KI-Offensive ist Teil eines größeren Transformationsplans unter Niccol, der erst seit September 2024 als CEO tätig ist. Sein „Back to Starbucks“-Plan umfasst die Rückkehr von Selbstbedienungsstationen mit Milch und Zucker in US-Cafés ab 2025, keine zusätzlichen Gebühren für pflanzliche Milchalternativen und die Vereinfachung des komplexen Menüs. Diese Maßnahmen kommen zu einem kritischen Zeitpunkt: Die Umsätze in den USA gingen im dritten Quartal um 2% zurück, basierend auf einem 4%igen Rückgang des Kundenverkehrs.
Der ehemalige Chipotle-CEO hat bereits bewiesen, dass er Marken neu positionieren kann. Bei Chipotle verdoppelte er den Umsatz, während die Gewinne fast um das Siebenfache stiegen. Der Aktienkurs stieg unter seiner Führung um fast das Achtfache – eine Erfolgsgeschichte, die er bei Starbucks wiederholen möchte.
KI als Wettbewerbsvorteil im Kaffeegeschäft
Während viele Unternehmen noch über KI-Anwendungen diskutieren, setzt Starbucks sie bereits ein – und schafft damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Kombination aus Mitarbeiterunterstützung, Prozessoptimierung und personalisierter Kundenerfahrung zeigt, wie durchdachte KI-Integration das Kerngeschäft stärken kann, statt es zu ersetzen.
Für andere Einzelhändler und Gastronomiebetriebe bietet Starbucks‘ Ansatz wertvolle Lektionen: KI sollte nicht isoliert betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil einer umfassenden Kundenerfahrungsstrategie. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Technologie selbst, sondern auf den greifbaren Vorteilen für Kunden und Mitarbeiter.
fortune.com – Starbucks CEO reveals a ’secret AI barista‘ that assists with making coffee in real time—and may one day predict your order
about.starbucks.com – Meet Green Dot Assist: Starbucks Generative AI-Powered Coffeehouse Companion
finance.yahoo.com – Starbucks CEO says artisanal pastries, protein drinks, voice app ordering are next on tap
digitaldefynd.com – 8 Ways Starbucks Is Using AI [Case Study] [2025]
Photo by Michael Reaves/Getty Images