Die britische Finanzaufsicht FCA läutet eine neue Ära für das Asset Management ein: Mit ihrer aktuellen Konsultation zur Fondstokenisierung ebnet sie den Weg für eine grundlegende Transformation des £14-Billionen-Sektors. Die Initiative verspricht nicht nur Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen, sondern positioniert Großbritannien als globalen Vorreiter in der Verschmelzung traditioneller Finanzinstrumente mit Blockchain-Technologie.
Großbritanniens Aufbruch in die tokenisierte Fondswelt
Die am 14. Oktober 2025 veröffentlichte Konsultation CP25/28 markiert einen Wendepunkt für den britischen Finanzplatz. Statt Blockchain-Technologie mit Skepsis zu begegnen, wählt die FCA einen proaktiven Ansatz, der Innovation fördert und gleichzeitig Verbraucherschutz gewährleistet. „Tokenisierung hat das Potenzial, fundamentale Veränderungen im Asset Management voranzutreiben – mit Vorteilen für die Branche und Verbraucher“, erklärt Simon Walls, Executive Director of Markets bei der FCA.
Die Konsultationsphase läuft bis zum 21. November 2025 für die Hauptvorschläge und bis zum 12. Dezember für zukünftige Tokenisierungsmodelle. Bereits in der ersten Hälfte 2026 will die Behörde ihre finalen regulatorischen Anforderungen veröffentlichen – ein ambitionierter Zeitplan, der die Entschlossenheit der britischen Aufsicht unterstreicht.
Drei Säulen für den digitalen Vermögensverwaltungsmarkt
Die FCA-Konsultation ruht auf drei tragenden Säulen, die gemeinsam ein robustes Fundament für die Blockchain-Transformation des Asset Managements bilden: Erstens bietet sie konkrete Guidance für tokenisierte Fondsregister unter aktuellen Regeln durch das UK Blueprint-Modell. Zweitens führt sie ein optimiertes, alternatives Handelsmodell für Fondsmanager ein, das sowohl traditionelle als auch tokenisierte Fondsanteile umfasst. Drittens präsentiert sie eine zukunftsweisende Roadmap zur Beseitigung bestehender Barrieren – darunter die Nutzung öffentlicher Blockchains und die vollständige Abwicklung von Transaktionen direkt auf der Blockchain.
Wettbewerbsvorteil durch Technologieführerschaft
Die Branchenreaktionen fallen überwältigend positiv aus. John Allan, Innovationsleiter der Investment Association, bezeichnet die FCA-Vorschläge als „sehr willkommenen und potenziell transformativen Schritt zur Beschleunigung der Tokenisierung und Effizienz im britischen Fondsmarkt“.
Für den Finanzplatz Großbritannien steht viel auf dem Spiel. Mit rund 2.600 Asset Managern, die etwa £14 Billionen an Kundenvermögen verwalten – davon fast die Hälfte für internationale Kunden – muss das Land seine Wettbewerbsfähigkeit sichern. Die Tokenisierungsoffensive könnte genau den entscheidenden Vorsprung liefern.
Amarjit Singh, Digital Assets Leader bei EY UK&I, mahnt jedoch zur Eile: „Das Vereinigte Königreich muss schnell handeln, um sicherzustellen, dass es nicht zurückbleibt.“ Er betont die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Regierung, Regulierungsbehörden und der Industrie, um praktische Implementierungsfragen in den Bereichen Buchhaltung, Steuern und Aufsichtsrecht zu klären.
Konkrete Vorteile der Fondstokenisierung
Die Tokenisierung verspricht weitreichende Vorteile für Anbieter und Anleger. Sie ermöglicht breiteren Zugang zu privaten Märkten und Infrastrukturinvestitionen – Anlageklassen, die bislang oft institutionellen Investoren vorbehalten waren. Durch die Nutzung von Distributed Ledger Technology (DLT) können die Kosten des Fondsmanagements signifikant reduziert werden, da der Aufwand für Datenaustausch und -abgleich zwischen den beteiligten Unternehmen sinkt.
Zudem verspricht die Technologie schnellere Abwicklungszeiten und potenziell neue Zugangswege für Investoren. Diese Effizienzgewinne könnten letztlich in Form niedrigerer Gebühren an die Anleger weitergegeben werden.
Internationaler Wettlauf um die Technologieführerschaft
Großbritannien ist nicht allein im Rennen um die Führungsposition bei der Fondstokenisierung. Auch die EU, die USA und Singapur entwickeln eigene Modelle und regulatorische Rahmenwerke. Die FCA hat kürzlich den ersten Industriebericht zur Tokenisierung von „Project Guardian“ begrüßt – einer internationalen Kollaboration unter der Leitung der Monetary Authority of Singapore.
Mit der Digital Securities Sandbox (DSS), die seit Januar 2024 in Kraft ist und bis 2029 gilt, hat Großbritannien bereits ein flexibles Experimentierfeld geschaffen. Seit September 2024 können sich Unternehmen für die Teilnahme bewerben, um mit innovativen Technologien in der Wertpapiermarktinfrastruktur zu experimentieren – unter regulatorischen Bedingungen, die unter dem bestehenden Rahmen nicht möglich wären.
Pioniergeist zahlt sich aus
Frühe Adopter positionieren sich bereits für die kommende Transformation. Allan Trimmer, Head of Alternatives Product bei Aberdeen, unterstreicht: „Als früher Anwender der Tokenisierung unterstützt Aberdeen die Absicht der FCA nachdrücklich, Klarheit bei der Nutzung der Fondstokenisierung zu schaffen und damit Innovation zu fördern und gleichzeitig Verbraucher zu schützen.“
Die Entwicklung in Großbritannien zeigt exemplarisch, wie zukunftsorientierte Regulierung Innovation nicht hemmen muss, sondern gezielt fördern kann. Für Asset Manager weltweit bietet sich die Chance, von den britischen Erfahrungen zu lernen und eigene Tokenisierungsstrategien zu entwickeln.
fca.org.uk – CP25/28: Progressing fund tokenisation
alternativecreditinvestor.com – FCA: Tokenisation could broaden access to private markets
financefeeds.com – FCA Unveils Tokenisation Roadmap To UK’s £14 Trillion Asset-Management Sector
moneymarketing.co.uk – FCA sets out plan to make UK ‚world leader‘ in tokenisation