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Trump Media rutscht tiefer in die Verlustzone – Warum Truth Social trotz Millionen-Polster ums Überleben kämpft

Donald Trump verzieht das Gesicht im Oval Office

Das einstige Medien-Startup des Ex-Präsidenten gerät zunehmend in finanzielle Schieflage. Im dritten Quartal 2024 rutschte Trump Media & Technology Group (TMTG) mit einem Verlust von 19,2 Millionen Dollar tiefer in die roten Zahlen, während der Umsatz um 5,6% auf magere 1,01 Millionen Dollar sank. Trotz eines beeindruckenden Cash-Polsters von 673 Millionen Dollar und dem Launch einer neuen Streaming-Plattform kämpft das Unternehmen mit grundlegenden Herausforderungen. Ein genauerer Blick zeigt: Die Diskrepanz zwischen Börsenbewertung und operativer Realität wird immer größer.

Millionenverluste trotz prall gefüllter Kriegskasse

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: TMTG verzeichnete einen Betriebsverlust von 23,7 Millionen Dollar, während der Umsatz bei nur 1,0 Millionen Dollar stagnierte. Bemerkenswert: Das Unternehmen sitzt auf einem Cash-Berg von 673 Millionen Dollar und bleibt schuldenfrei – ein finanzielles Polster, das theoretisch ausreichend Spielraum für strategische Investitionen bietet.

Besonders die Kostenstruktur gibt Anlass zur Sorge. Allein 12,1 Millionen Dollar flossen in Rechtskosten, unter anderem für den Erwerb von TV-Streaming-Technologie und Ausgaben im Zusammenhang mit der Fusion im März 2024. Weitere 3,9 Millionen Dollar wurden für Forschung und Entwicklung aufgewendet – Investitionen, die sich bislang nicht in entsprechenden Umsätzen niederschlagen.

Truth Social kämpft mit schwachen Nutzerzahlen

Das Kernproblem des Unternehmens liegt in der schwachen Performance seiner Hauptplattform Truth Social. Mit geschätzten 2 Millionen aktiven Nutzern bleibt die Social-Media-Plattform weit hinter etablierten Konkurrenten zurück. Zum Vergleich: Nur drei Prozent der Social-Media-Nutzer in den USA gaben Anfang 2024 an, Truth Social zu nutzen, während immerhin 25 Prozent die Plattform zumindest kannten. Besonders alarmierend: Die täglichen US-Besuche auf Truth Social sanken im Mai 2024 um mehr als 21% gegenüber April und um mehr als 35% gegenüber März – ein deutlicher Abwärtstrend, der das werbebasierte Geschäftsmodell grundlegend gefährdet.

Neue Hoffnung durch Truth+ Streaming-Dienst?

Als Reaktion auf die Wachstumsprobleme bei Truth Social setzt CEO Devin Nunes – ein ehemaliger republikanischer Kongressabgeordneter und langjähriger Trump-Verbündeter – auf Diversifikation. Im dritten Quartal 2024 startete TMTG die Streaming-Plattform Truth+, inklusive proprietärem Content-Delivery-Netzwerk und Apps für iOS, Android und Smart TVs.

Die Plattform bietet lineares TV und Video-on-Demand mit Fokus auf Nachrichten, Unterhaltung, glaubensbasierte Inhalte und Dokumentationen. Ein besonderes technisches Merkmal: Die eigene Infrastruktur mit maßgeschneidertem Content Delivery Network soll den Dienst „unkündbar durch Big Tech“ machen – ein Alleinstellungsmerkmal, das die Kernzielgruppe ansprechen könnte.

Ob der Streaming-Dienst das Blatt wenden kann, bleibt jedoch fraglich. Bisher fehlen konkrete Nutzerzahlen oder Umsatzprognosen für Truth+, während etablierte Streaming-Anbieter mit Milliardeninvestitionen in Originalinhalte um Marktanteile kämpfen.

Die Kluft zwischen Börsenbewertung und wirtschaftlicher Realität

Trotz der anhaltenden Verluste und mageren Umsätze wird TMTG an der Börse mit rund 6,6 Milliarden Dollar bewertet – eine Diskrepanz, die Analysten zunehmend kritisch sehen. Interessant: Im Gegensatz zu anderen Social-Media-Unternehmen verzichtet das Management bewusst darauf, traditionelle Metriken wie die Anzahl aktiver Nutzer oder den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer zu veröffentlichen. Dies könnte, so die Begründung, „möglicherweise seinen Fokus von der strategischen Bewertung bezüglich des Fortschritts und Wachstums seines Geschäfts ablenken“.

Ein entscheidender Faktor für die hohe Bewertung dürfte die Aktionärsstruktur sein: Ein Trust, bei dem Donald Trump der alleinige Begünstigte ist, kontrolliert 52% der Stimmrechte. Die übrigen Anteile verteilen sich auf rund 650.000 Aktionäre, hauptsächlich Kleinanleger.

Wertschöpfung oder Luftschloss? Die kritischen Weichenstellungen

Für TMTG stehen entscheidende Weichenstellungen an. CEO Nunes betont die „Fusionen- und Akquisitionsstrategie“ des Unternehmens und spricht von „Kronjuwelen-Assets“, die akquiriert werden sollen. Mit 673 Millionen Dollar Bargeld verfügt TMTG tatsächlich über die nötigen Mittel für strategische Zukäufe.

Gleichzeitig steht das Unternehmen vor fundamentalen Herausforderungen: Ohne ein „beträchtliches, aktives, engagiertes, wachsendes Publikum“ lässt sich kaum ein „erfolgreiches werbeunterstütztes Social-Media-Geschäft“ aufbauen, wie Branchenexperte David Carr von Similarweb betont. Der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer liegt bei Truth Social aktuell bei nur 0,21 Dollar jährlich – ein Bruchteil dessen, was etablierte Plattformen erzielen.

Zwischen Potenzial und Ernüchterung: Die Zukunft von TMTG

Die kommenden Quartale werden zeigen, ob TMTG den Turnaround schaffen kann. Entscheidend wird sein, ob es gelingt, die Nutzerbasis signifikant zu erweitern und die Monetarisierung zu verbessern. Mit dem Truth+ Streaming-Dienst und der soliden Kapitalausstattung hat das Unternehmen durchaus Chancen – vorausgesetzt, es findet einen Weg, um aus politischer Loyalität nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Für Investoren bleibt TMTG ein hochspekulatives Investment mit enormer Diskrepanz zwischen aktueller Performance und Börsenbewertung. Die zentrale Frage: Kann das Unternehmen seine politische Strahlkraft in wirtschaftlichen Erfolg ummünzen?

About the author

Bild von Frank Heine

Frank Heine

Frank Heine ist spezialisiert auf Startups, Mobility, Gadgets und KI. Als digitaler Analyst recherchiert er in der Tiefe, vernetzt weltweite Trends und bereitet sie klar und nachvollziehbar auf - zu breitem internationalem Know-how, kompakt zusammengefasst in verständliche Stories.
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