Eine der größten Herausforderung unserer Zeit – die Klimakrise und der notwendige Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft – erfordert mehr als neue Strategien und Technologien. Sie verlangt einen fundamentalen Perspektivenwechsel, der bei jedem Einzelnen von uns beginnt. Besonders für Führungskräfte im Marketing gilt: Wer echten, nachhaltigen Wandel bewirken will, muss zunächst die eigene innere Transformation durchlaufen.
Von Ego zu Eco-System
Der Kern dieser persönlichen Transformation liegt in der Bewegung vom „Ego zum Eco“ – vom egozentrischen zum ökosystemischen Denken. Es geht nicht länger darum, den eigenen Erfolg und Applaus zu maximieren, sondern echte Verantwortung zu übernehmen: für sich selbst, für das Unternehmen und für dessen gesellschaftliche Rolle. Wie Mahatma Gandhi es formulierte: „Wir spiegeln die Welt wider. Wenn wir uns selbst ändern könnten, würden sich auch die Neigungen in der Welt ändern.“
Marketing ist damit nicht mehr nur Markengestaltung, sondern die Gestaltung von Marken für eine lebenswerte Welt. Dies erfordert ein hohes Maß an Achtsamkeit und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Selbstreflexion. Nur wer sich selbst und die eigene Umgebung ständig hinterfragt, kann entscheidungsstark, resilient und vorausschauend agieren.
Authentizität als Grundlage für Glaubwürdigkeit
Persönliche Transformation ist die Voraussetzung für authentische Führung. Wer von anderen Veränderung fordert, muss diese selbst vorleben. Dies bedeutet konkret: die eigenen Vorurteile und Überzeugungen kritisch zu hinterfragen, sich von überholten „Business-as-usual“-Prinzipien zu lösen und den Mut aufzubringen, neue Wege zu gehen.
Eine moderne Führungskraft im Marketing schafft ein Umfeld, in dem Innovation und Zusammenarbeit gedeihen können – nicht durch Anweisungen von oben, sondern durch das eigene Vorbild. Psychologische Sicherheit entsteht nur dann, wenn Führungskräfte selbst Verletzlichkeit zeigen, Fehler als Lernchancen begreifen und offen kommunizieren.
Der erweiterte Einflussbereich
Viele Marketing-Entscheiderinnen und Entscheider unterschätzen ihren eigenen Einflussbereich erheblich. Die persönliche Transformation beginnt mit der Erkenntnis, dass jede und jeder – als formelle oder informelle Führungskraft – aktiv Richtung gestalten kann, ohne darauf zu warten, dass sich erst die gesamte Organisation bewegt.
Das japanische Namawashi-Prinzip („um die Wurzeln eines Baumes gehen und den Boden lockern“) zeigt, wie persönliche Überzeugungsarbeit wirkt: Durch informelle Gespräche, das Teilen eigener Erfahrungen und das authentische Vorleben nachhaltiger Werte entsteht eine solide Basis für spätere formelle Entscheidungen und breite Unterstützung.
Learn, Unlearn, Relearn
Die persönliche Reife für nachhaltigen Wandel zeigt sich in der Bereitschaft zum „learn, unlearn, relearn“. Es geht darum, Altes loszulassen und Neues zu integrieren – auch wenn dies unbequem ist. Wendell Berry brachte es auf den Punkt: „Sobald uns unsere persönliche Verbindung zu dem, was falsch läuft, bewusst wird, müssen wir wählen: entweder weiterzumachen wie bisher und unsere Unehrlichkeit zu akzeptieren oder den Versuch zu starten, unser Leben und Denken zu ändern.“
Dies erfordert, die eigene Ambition zu hinterfragen und einen klaren persönlichen Purpose zu definieren: Welche Rolle möchte ich in der Welt spielen? Welche positive Veränderung kann ich bewirken? Diese Klarheit über die eigenen Werte und Ziele ist der Kompass für alle weiteren Entscheidungen.
Die Vorbildfunktion nutzen
Persönliche Transformation wird dann wirkmächtig, wenn sie sichtbar gelebt und kommuniziert wird. Indem Führungskräfte zeigen, wie sie selbst zu Nachhaltigkeitszielen beitragen, schaffen sie Verbindung und Inspiration. Sie machen die Transformationsreise greifbar, indem sie diese in nachvollziehbare Meilensteine zerlegen und persönliche Geschichten teilen.
Die nachhaltige Transformation beginnt bei uns selbst, weil nur so eine Unternehmenskultur entsteht, die intern wie extern positiv wirkt. Wer den Perspektivenwechsel vom Ego zum Eco-System vollzieht, schafft die Grundlage für authentische Führung, glaubwürdige Kommunikation und echten Impact. Es liegt an uns, den Weg zu ebnen, eine Vorbildfunktion zu übernehmen und unsere Energie gezielt auf positive Veränderung zu richten. Die wahre Superkraft liegt darin, diese persönliche Reife als Hebel für systemischen Wandel zu nutzen
Mehr dazu auch in dem Buch „Superpower Sustainable Marketing“, das zeigt, wie Marken den Wandel aktiv vorantreiben können.
Franziska Mozart berichtet seit vielen Jahren über die Marketing- und Medien-Branche. Die freie Journalistin beschäftigt sich am liebsten mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung und am allerliebsten mit der Schnittstelle dieser beiden Bereiche. Ihr journalistisches Handwerkszeug lernte sie bei der Fachzeitschrift Werben & Verkaufen (W&V), für die sie den Green CMO Award betreut. Sie betreibt einen Newsletter zum Thema Green Marketing und gilt als Expertin zum Thema Nachhaltigkeitsmarketing und hat als Co-Autorin das Buch »SUPER POWER – SUSTAINABLE MARKETING« geschrieben.