Die Zukunft der B2B-Zahlungen spielt sich auf der Blockchain ab – und Großkonzerne setzen bereits auf tokenisierte Währungen, um Milliardenbeträge zu sparen. Während JPMorgans Kinexys Digital Payments (vormals JPM Coin) täglich über 2 Milliarden Dollar an Transaktionen abwickelt, tritt auch der digitale Euro mit eigenen Pilotprojekten auf den Plan. Diese Entwicklung markiert einen fundamentalen Wandel: weg von teuren SWIFT-Überweisungen, hin zu programmierbaren Zahlungen mit Echtzeit-Abwicklung – rund um die Uhr und zu Bruchteilen der bisherigen Kosten.
Milliardeneinsparungen durch Blockchain-Zahlungen
Die Zahlen sprechen für sich: Laut Juniper Research werden Blockchain-Implementierungen Banken bis 2030 über 27 Milliarden Dollar bei grenzüberschreitenden Abwicklungskosten einsparen – eine Reduktion der Transaktionskosten um beeindruckende 11%. Während traditionelle SWIFT-Überweisungen zwischen 30 und 100 Dollar plus zusätzliche Kosten von 2-5% des übertragenen Betrags verschlingen, kosten Stablecoin-Überweisungen auf effizienten Blockchains wie Tron, Solana oder Polygon oft unter 0,01 Dollar pro Transaktion – unabhängig vom überwiesenen Betrag.
Diese Kosteneffizienz erklärt, warum Siemens, FedEx und andere Großkonzerne auf JPMorgans Kinexys-Plattform setzen. Seit 2020 wurden dort bereits über 1,5 Billionen Dollar an Transaktionen abgewickelt. „Geld ist heute elektronisch, aber was fehlt, ist Programmierbarkeit. Das ist der heilige Gral“, erklärt Naveen Mallela, Head of Coin Systems bei JPMorgan.
Wie Siemens und FedEx die Blockchain-Revolution nutzen
Siemens war 2021 der erste Kunde, der die damals noch JPM Coin genannte Lösung einsetzte und auch der erste, der programmierbare Zahlungen implementierte. Das Unternehmen nutzt die Technologie zur Optimierung des Einsatzes von Betriebskapital und zur Anwendung datengetriebener Geschäftsmodelle. FedEx folgte und verwendet Kinexys Digital Payments zur Modernisierung und Beschleunigung seiner globalen Finanzoperationen, indem es Gelder sicher und effizient zwischen seinen bei JP Morgan gehaltenen Konten weltweit überträgt. Beide Unternehmen profitieren von der 24/7-Verfügbarkeit und der Echtzeit-Abwicklung – ein entscheidender Vorteil gegenüber traditionellen Banksystemen mit ihren Wochenend- und Feiertagspausen.
Programmierbare Zahlungen als Game-Changer
Was Kinexys Digital Payments so revolutionär macht, ist die Programmierbarkeit der Zahlungen. JPMorgan beschreibt das Konzept als eine „Wenn-dies-dann-das“-Schnittstelle. Konkret bedeutet dies, dass Unternehmen automatisierte Zahlungsanweisungen basierend auf erfüllten Bedingungen erstellen können – dank Smart Contracts und verteilter Ledger-Technologie.
„Da wir zu 24/7-Verarbeitung und Echtzeit-Transaktionen übergehen, müssen Unternehmen flexibler reagieren können – das ist der Treiber für die Schaffung programmierbarer Zahlungen“, erklärt Mallela. Corporate Treasury-Abteilungen können dadurch automatisierter arbeiten und schneller operieren.
Diese Funktionalität geht weit über herkömmliche Bankdienstleistungen hinaus und ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle. JPMorgan plant, die Plattform weiter auszubauen und bereits im ersten Quartal 2025 On-Chain-Devisenfunktionen einzuführen, was die „Automatisierung von 24/7, nahezu Echtzeit-Mehrwährungsclearing und -abwicklung“ ermöglichen wird.
Digitaler Euro zieht nach – mit eigener B2B-Strategie
Während JPMorgan mit Kinexys bereits Fakten schafft, arbeitet die Europäische Zentralbank intensiv am digitalen Euro. Bis Ende 2025 wird der EZB-Rat entscheiden, ob zur nächsten Vorbereitungsphase übergegangen wird. In einem Workshop zur Zukunft von B2B-Zahlungen am 9. Oktober 2024 wurde festgestellt, dass ein digitaler Euro zur Reduzierung von Fragmentierung und Kosten bei B2B-Zahlungen beitragen würde, während er erhöhte Standardisierung und Liquidität bringt.
Die EZB hat bereits eine gemeinsame experimentelle Aktivität mit Zahlungsdienstleistern und Händlern gestartet, um ein gemeinsames Verständnis der Anforderungen für bedingte Zahlungen zu erlangen. Zudem wurden Anbieter für fünf digitale Euro-Komponenten und verwandte Dienstleistungen ausgewählt. Ab Oktober 2025 soll das veröffentlichte Regelwerk Klarheit über diese und andere Aspekte der EU-Pläne für den digitalen Euro schaffen.
Die Blockchain-Zahlungswelle rollt – seid ihr bereit?
Der B2B-grenzüberschreitende Zahlungsmarkt hat einen geschätzten Gesamtwert von 68 Billionen Dollar im Jahr 2024 und wächst auf 121 Billionen Dollar bis 2033. Statista-Prognosen deuten darauf hin, dass internationale B2B-Blockchain-Transaktionen bis 2025 1,7 Milliarden Dollar übersteigen könnten. Laut Insider Intelligence wird die US-Krypto-Zahlungsadoption von 2022 bis 2025 um durchschnittlich 21,3% jährlich wachsen.
Umar Farooq, Co-Head of J.P. Morgan Payments, fasst die Vision zusammen: „Wir zielen darauf ab, über die Grenzen veralteter Technologie hinauszugehen und das Versprechen einer Multichain-Welt zu verwirklichen. Unser Ziel ist es, ein stärker vernetztes Ökosystem zu fördern, um disparate Systeme aufzubrechen, größere Interoperabilität zu ermöglichen und die Beschränkungen der heutigen Finanzinfrastruktur zu reduzieren.“
americanbanker.com – How JPMorgan is using blockchain to make B2B payments ‚programmable‘
coindesk.com – JPMorgan Renames Blockchain Platform to Kinexys, to Add On-Chain FX Settlement for USD, EUR
ledgerinsights.com – FedEx adopts Kinexys by JP Morgan for blockchain-based payments
chainup.com – Real-Time Crypto Payments: The Future of B2B Transactions
ecb.europa.eu – Progress on the preparation phase of a digital euro – Second progress report